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Zahnerkrankungen bei Kaninchen und Nagern

Eine der häufigsten Erkrankungen bei Kaninchen und Nagern (Meerschweinchen, Degus und Chinchillas) sind Veränderungen im Zahnbereich. 

Man unterscheidet:

  • erworbene Zahnfehlstellungen

  • genetische bedingte Zahnfehlstellungen

Erworbene Zahnfehlstellungen

Einleitung
Ursache dieser Veränderungen sind in erster Linie Fütterungsfehler, diese können schon bei sehr jungen Tieren zum Tragen kommen. Häufiger jedoch sieht man ältere Tiere, die aufgrund chronischer Fehlfütterung Zahnprobleme entwickeln.

Anzeichen die auf Zahnerkrankungen hinweisen

Deutliche Anzeichen sind:

  • Durchfall

  • einseitig bzw. beidseits tränende Augen

  • knirschen mit den Zähnen

  • Inappetenz

  • Gewichtsverlust

  • Salivation (Speicheln)

  • selektives Fressverhalten

  • schief abgeschliffene Schneidezähne

Bitte beachten Sie, das einige dieser genannten Symptome auch bei anderen Krankheitsbildern auftreten.

In jedem Fall suchen Sie rechtzeitig einen (erfahrenen)Tierarzt auf!

Klinische Untersuchung
Eine ausführliche Anamnese unter Berücksichtigung des Kau- und Fressverhaltens der Tiere, eine gründliche klinische Untersuchung speziell der Kopfregion und eine Untersuchung der Maulhöhle mittels eines Otoskopes mit aufgesetztem Trichter (aus Metall) ermöglicht in vielen Fällen schon eine Diagnose.

Jedoch kann mit dieser Untersuchungstechnik nur etwa die Hälfte aller Veränderungen in der Maulhöhle diagnostiziert werden, so dass allein durch diese Art der Untersuchung Zahnerkrankungen nicht ausgeschlossen werden können.

Zu empfehlen ist eine gründliche orale Untersuchung in Sedation oder Narkose, der Vorteil liegt insbesondere darin, dass die Behandlung für den Patienten deutlich stressfreier verläuft. In einigen Praxen wird ausschließlich mit einer schonenden Isofloran-Inhalationsnarkose gearbeitet, da diese sehr sicher zu steuern ist und im allgemeinen optimal vertragen wird.

Dennoch werden dabei 25 % der pathologischen Veränderungen übersehen, wie bei postmortalen Untersuchen erfolglos behandelter Tiere festgestellt wurde (Plümer, E. u. J. Schreyer). Um diese diagnostische Lücke zu schließen bietet sich die Röntgendiagnostik an, hierbei werden verschiedene Aufnahmen angefertigt um die jeweiligen Zahnwurzeln darzustellen, dies erfolgt am besten mittels modernster digitaler Röntgentechnik kann aber auch mit herkömmlicher  Röntgentechnik erfolgen und bietet die Möglichkeit im Detail gut interpretierbare Röntgenbilder anzufertigen.

Ursachen
Durch die Verlängerung und/oder Verformung der intraoralen Zahnkronen erhöht sich während der Ruhezeiten der occlusale Druck auf die Backenzähne. Da das Wachstum der Zähne trotzdem konstant bleibt, verändert sich die Richtung der Zahneruption, die Wurzelspitze intrudiert. Dadurch verlängert sich die Zahnwurzel.

Mangelhafte Kalzifikation, deren Ätiologie nicht sicher geklärt ist (Fütterung?), führt dazu, dass diese Zähne weicher als normal sind, dadurch kommt es häufig zu Missbildungen und unterschiedlich starkem Fehlwachstum. Gleichzeitig führt die Erweichung der Zahnsubstanz zu verstärktem oder ungleichmäßigem Abrieb dieser Zähne (Stufengebiss).

Behandlung
Die Behandlung sollte grundsätzlich unter Narkose stattfinden. 

Schrägabschliff der Schneidezähne, ein deutlicher Hinweis für Veränderungen der Backenzähne

Hat der Patient lediglich Zahnspitzen, werden diese entsprechend abgeschliffen. Häufig sind die Backenzähne derart verändert, das diese gekürzt und in Form gebracht werden müssen, insbesondere auch bei genetischen Zahnanomalien. Bei hochgradigen Veränderungen, gerade im Zusammenhang mit Abszessen kann es notwendig sein den betroffenen Zahn zu ziehen, da es sich i.d.R. um Wurzelabszesse handelt. 

In aller Regel erhalten die Patienten ein Analgetikum (Schmerzmittel), welches die Tiere für die ersten 48 Stunden nach der Zahnkorrektur abdeckt. Bei sehr geringgradigen Veränderungen ist dies oft nicht erforderlich.

In einigen Fällen ist ein Antibiotikum erforderlich,  gerade im Zusammenhang mit Abszessen, welches über einen entsprechenden Zeitraum verabreicht werden muss.

Hinweis:
Tiere mit genetischen bedingte Zahnanomalien sind Dauerpatienten!

Therapiebegleitende Maßnahmen
In den allermeisten Fällen lässt sich durch eine artgerechte Ernährung die Zahngesundheit erfolgreich erhalten. Bei den genetisch bedingten Zahnfehlstellungen lassen sich zumindest die Zeiträume der Zahnbehandlungen hinauszögern.

Genetisch bedingte Zahnfehlstellungen

Diese Zahnanomalien sind angeboren. Bei der Verpaarung wird häufig nicht auf die Zahngesundheit der Elterntiere geachtet, auch ist es bei einigen (Kaninchen-)Züchtern Zuchtziel ein "kindchenhaftes" Schema zu erzeugen, welches zu einer Verkürzung des Schädels und somit der Kiefer führt, diese sogenannten Qualzuchten führen unweigerlich zu Zahnanomalien.

Typische Veränderungen sind eingedrehte Schneidezähne des Oberkiefers bzw. endlos wachsende Schneidezähne des Unterkiefers, da diese keine Möglichkeit haben sich gegenseitig abzunutzen. Aber auch die Backenzähne stehen häufig nicht in einer Reihe und können sich so nicht optimal abnutzen.

Solche Tiere sind Dauerpatienten, und müssen regelmäßig einer Zahnkorrektur unterzogen werden!

Behandlungsmöglichkeiten und Therapie siehe oben.

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